Drehbuch lesen

Vom Wort zum Film

Auf dieser Seite haben Sie die Möglichkeit, Auszüge aus Drehbüchern von mir zu lesen. Folgende Bücher habe ich für Sie vorbereitet:

 Der Staatswanwalt: Henkersmahlzeit

Dieser Film ist mit 7,5 Millionen Zuschauern (und weit mehr als 9 Millionen in der Spitze) einer der erfolgreichsten TV-Filme am Montagabend ("Fernsehfilm der Woche") im ZDF. Nach dem großen Erfolg beauftragte das ZDF die Produktionsgesellschaft mit der Entwicklung einer Serie, die bis heute produziert und ausgestrahlt wird. Aktuell wird die 14. Staffel der Serie gedreht.


 Stahlnetz: PSI

Die Geburtsstunde von Kommissar Borowski. Bei der Entwicklung dieses Buchs hatte ich alle Freiheiten, weil klar war, dass die Reihe "Stahlnetz" beendet werden würde und die letzten Folgen nkaum jemanden interessierte. Ich entwickelte als Kommissar einen Muffkopf, den ich unter normalen Umständen niemals durch die Redaktion durchbekommen hätte. Der Erfolg war so groß, dass Kommissar Borowski zum Tatort-Kommissar befördert wurde und bis heute ermittelt.


 Tatort: Einmal täglich

Dieses Drehbuch war mein Debüt als Autor und ist bis heute für einen Tatort ungewöhnlich: Mehr Farce als Krimi, habe ich darin die komödiantische Seite der Tatort-Ermittler in den Mittelpunkt gerückt. Der Film nach meinem Drehbuch war bei seiner Premiere mit mehr als 10 Millionen Zuschauern der meistgesehene Fernsehfilm des Jahres.


 Tatort: Hexentanz

Drer zweite Fall für Maria Furtwängler und mit über 9 Millionen Zuschauern einer der erfolgreichsten der Reihe. Der düstere Moorkrimi hat viele Fans und ist bis heute immer wieder im TV-Programm zu sehen.


 Stubbe - von Fall zu Fall: Tödliches Schweigen

Viele Jahre lang gehörte die Krimireihe mit Wolfgang Stumph zu den meistgesehenen Krimiformaten im deutschen Fernsehen, sechs der Filme habe ich geschrieben. Hier ist der atmosphärische Krimi "Tödliches Schweigen" dokumentiert.


 Tausendmal berührt

Der Anlass, dieses Drehbuch zu schreiben, war ganz einfach: Als Krimiautor wollte ich wissen, ob ich auch einen Liebesfilm scheiben kann. Es hat geklappt:  "Tausendmal berührt" gehörte viele Jahre lang zu den erfolgreichsten Einzelstücken im ZDF am Sonntagabend und wurde mehrfach im Hauptabendprogramm wiederholt.


 Weitere Drehbücher von mir finden Sie hier.
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"Der Staatsanwalt: Henkersmahlzeit"

Mit dem ersten Entwurf der Geschichte war klar, dass in diesem Krimi die persönliche Geschichte von Vater und Sohn zentral im Mittelpunkt der Handlung stehen soll. Die Beziehung der beiden Männer und ihre nicht aufgearbeitete Vergangenheit begleitet die Zuschauer durch den Film bis zur Lösung des Falles.

Daher war es wichtig, in den ersten Szenen nicht nur das persönliche Verhältnis der beiden zu etablieren, sondern auch in einem temporeichen Auftakt die in diesem Film angelegte konfliktreiche Reibung von Beruf und Privatleben zu erzählen - und außerdem das Geheimnis des Staatsanwaltes anzudeuten.


   
1. WIESBADEN - AUSSEN / ABEND

Wiesbaden am frühen Abend: Eine anonyme, uns fremde Stadt.
Ein Zug fährt in den Hauptbahnhof ein.


2. BAHNHOF / BAHNSTEIG - AUSSEN / ABEND

Der Bahnsteig des Wiesbadener Hauptbahnhofes ist fast leer; nur ein Penner und ein müder Bahnbeamter beobachten ohne großes Interesse die Einfahrt des ICE aus Köln. Die Türen öffnen sich, für einen Moment bevölkern Reisende den Bahnsteig, doch innerhalb kürzester Zeit leert sich der Bahnsteig, der Zug fährt ab, der Bahnbeamte verschwindet in seinem Dienstraum. Nur eine Gestalt ist auf dem Bahnsteig stehen geblieben, einen kleinen Koffer neben sich: Es ist der Oberstaatsanwalt BERND REUTHER.

Bernd Reuther nimmt zögernd seinen Koffer, geht zum Ausgang, vorbei an dem Penner, der in eine Decke gewickelt auf einer Bank sitzt. Bernd Reuther wirft ihm im Vorübergehen nur einen kurzen Blick zu und geht zum Ausgang. Der Penner (WINKLER) holt ein Funkgerät hervor.

WINKLER (ins Funkgerät)
Ein großer Mann mit hellem Mantel, hat einen schwarzen Rollkoffer, geht zum Hauptausgang.

   
3. MONITORRAUM DER BAHNHOFSÃœBERWACHUNG - INNEN / ABEND

Der Schwarz-Weiß-Monitor einer Ãœberwachungskamera, darauf die Treppe. Bernd Reuther kommt ins Bild, er geht die Treppe hinunter. Auf dem zweiten Monitor ist zu sehen, wie Bernd Reuther das Ende der Treppe erreicht und in die Fußgängerunterführung tritt. Ein dritter Monitor schließlich zeigt die ganze Fußgängerunterführung, in der sich nur ein paar Nachtgestalten herumdrücken. Bernd Reuther kommt auf diese Ãœberwachungskamera zu. Darüber:

KERSTIN (off, Sprechfunk)
Ist er das?

WINKLER (off, Sprechfunk)
Hier ist sonst niemand.

KERSTIN (off, Sprechfunk)
Okay. Wir warten noch ab.


4. BAHNHOF / UNTERFÃœHRUNG - INNEN / ABEND

Die Fußgängerunterführung zur Wiesbadener Innenstadt ist verlassen. Bernd Reuthers Schritte hallen von den Wänden zurück.

Ein Kiosk mit Bierausschank am Ende der Unterführung ist offen, ein BLONDER MANN steht dort, vor sich einen Becher mit Kaffee. Der KIOSKBESITZER blickt hinüber zu Bernd Reuther, der herangekommen ist. Der blonde Mann blickt auf die Uhr, ist genervt, ihn stört der Fremde.

BERND REUTHER
Einmal den Generalanzeiger.

KIOSKBESITZER (gelangweilt)
Gibt's nicht mehr.

BERND REUTHER
Ausverkauft?

KIOSKBESITZER
Hat dicht gemacht. Letztes Jahr.

Bernd Reuther blickt ihn verblüfft an, schaut dann zögernd über die ausliegenden Zeitungen. Der blonde Mann nimmt die Zeitung, die vor ihm auf dem Stehtischchen liegt und hält sie Bernd Reuther hin.

BLONDER MANN (genervt)
Mann! Nimm die WZ, und dann verzieh' dich!

Bernd Reuther greift zu der Zeitung, stutzt, als er dem Blonden ins Gesicht sieht, erkennt ihn.

Auf der MONITORÃœBERWACHUNG sieht man, wie Reuther die Zeitung entgegennimmt.

STIMME (off)
Zugriff!

Derweil in der Unterführung:

BERND REUTHER
Danke. - Wiegand? Vorname Alexander. Richtig?

Jetzt erkennt der Blonde auch Bernd Reuther.

BLONDER MANN
Scheiße!

Der blonde Mann will fliehen, geistesgegenwärtig packt Bernd Reuther ihn, doch der Blonde reißt sich los, rennt davon, Bernd Reuther will ihm nach, doch im selben Moment wird er von einem wie aus dem Nichts aufgetauchten getarnten Polizisten herumgerissen und auf den Boden geworfen. Aus Bernd Reuthers Perspektive ist zu sehen, wie der blonde Mann von weiteren Polizisten aufgehalten und festgenommen wird.

Der Penner vom Bahnsteig kommt heran, es wird klar, er ist ein getarnter Zivilpolizist: es ist Kriminalkommissar JAN WINKLER. Neben ihm geht eine Zivilpolizistin, Kriminalkommissarin KERSTIN KLAR, sie bewegt sich etwas schwerfällig, ist im siebten Monat schwanger, ihr Bauch ist schon sehr dick. Während sie näher kommen, greift Kerstin zum Funkgerät.

KERSTIN
Thomas, wir haben ihn. Am Kiosk.

THOMAS (off, aus dem Funkgerät)
Ich bin gleich da.

Kerstin tritt zu Bernd Reuther, dessen Gesicht von dem SEK-Polizisten auf den Boden gedrückt wird. Im Hintergrund ist zu sehen: Ein Kurzhaariger kommt eine Treppe zur Fußgängerunterführung hinab, er sieht die Polizeiaktion, dreht sich um, geht die Treppe wieder hinauf und verschwindet unbemerkt. Derweil meldet sich mühsam Bernd Reuther zu Wort.

BERND REUTHER
Lassen Sie mich aufstehen.

Kerstin nickt Winkler zu, der nimmt seine Handschellen, legt sie Bernd Reuther an, der SEK-Polizist gibt ihn frei, zieht ihn hoch. Kerstin weist auf den Koffer, zieht sich Handschuhe an.

KERSTIN
Ich darf?

Kerstin wartet Bernd Reuthers Antwort nicht ab, öffnet den Koffer, durchsucht ihn: Im Koffer sind Papiere, Wäsche für einen Tag, eine Kulturtasche ? nicht das, was Kerstin sucht. Währenddessen kommt von der anderen Seite der Unterführung eine kleine Gruppe von SEK-Polizisten, bei ihnen Kriminalhauptkommissar THOMAS REUTHER, in der Hand ein Funkgerät.

THOMAS
Wo ist er?

Kerstin weist auf Bernd Reuther, der mit seinem verdreckten Anzug vor ihnen steht. Fassungslos schaut Thomas ihn an, Reuther blickt genauso fassungslos zurück. Kerstin bemerkt die Spannung, ist erstaunt über die Situation.

BERND REUTHER
Thomas!

Thomas zögert, doch er sagt kein Wort. Er dreht sich zu Winkler um.

THOMAS
Abführen!

Und Thomas wendet sich ab und geht. Stumm blickt Bernd Reuther ihm nach, während Winkler ihn am Arm nimmt und zum anderen Ausgang führt. Kerstin bleibt nachdenklich zurück.

        
5. KOMMISSARIAT / GANG - INNEN / NACHT

Kerstin geht mit dem leitenden Oberstaatsanwalt KOSSOWITZ den Gang im Kommissariat hinunter. Kossowitz ist wütend, geht mit großen Schritten, die schwangere Kerstin kommt ihm kaum hinterher.

KOSSOWITZ
Wie konnte das passieren? Er hat ihnen doch sicher gesagt, wer er ist!

KERSTIN
Ja, schon, aber ich dachte?

KOSSOWITZ (unterbricht ärgerlich)
Sie dachten, ein Großdealer gibt sich als Staatsanwalt aus? Ist das ihr Ernst?

Der leitende Oberstaatsanwalt erreicht die Tür zum Büro, öffnet sie ärgerlich und geht hinein.

       
6. KOMMISSARIAT / BÃœRO THOMAS &KERSTIN - INNEN / NACHT

Bernd Reuther sitzt im Büro von Kerstin und Thomas, vor sich eine Tasse Kaffee. Er steht auf, als der leitende Oberstaatsanwalt Kossowitz hereinrauscht.

KOSSOWITZ
Herr Reuther, es tut mir leid.

BERND REUTHER
Mir tut es leid. Ich habe Sie nur ungern gestört.

Kossowitz gibt Bernd Reuther die Hand, wendet sich wieder Kerstin zu.

KOSSOWITZ
Falls Sie es noch nicht begriffen haben sollten: Das ist Bernd Reuther. Seit (blickt auf die Uhr) vier Stunden Oberstaatsanwalt hier in Wiesbaden. Und mein Stellvertreter.

KERSTIN
Woher sollten wir das wissen? Er hat unseren Lockvogel angesprochen, genau zur richtigen Zeit.

BERND REUTHER (zu Kossowitz)
Ich habe den Mann erkannt. Ich war Ankläger gegen ihn bei einem Prozess in Osnabrück. Er ist damals aus dem Gerichtssaal geflohen.

KOSSOWITZ (nickt wissend, zu Bernd Reuther)
Wir überwachen ihn seit einem halben Jahr. Er hat beste Kontakte zur serbischen Drogenmafia. Hatte.
(zu Kerstin)
Sechs Monate haben wir auf diesen Tag gewartet. Und Sie haben alles versaut. Wie kann man nur so blöd sein!

KERSTIN (weist auf Bernd Reuther)
Aber er hätte der Richtige sein können! Keiner weiß, wie dieser Dusan aussieht.

KOSSOWITZ
Sieht so ein serbischer Mafioso aus? So was muss man doch sehen!

Kerstin verkneift sich eine Antwort.

KOSSOWITZ
Wo ist eigentlich ihr Kollege? Sollte er nicht den Einsatz leiten?

KERSTIN (sucht nach einer Antwort)
Er hat noch zu tun.

KOSSOWITZ
Das wird Konsequenzen haben, das verspreche ich ihnen. Ich erwarte morgen früh ihren Bericht.
(blickt Bernd Reuther an)
Kommen Sie.

Kossowitz geht. Bernd Reuther blickt Kerstin versöhnlich an.

BERND REUTHER
Danke für den Kaffee.

Kerstin erwidert Bernd Reuthers Lächeln ein wenig.

   
7. VOR KOMMISSARIAT - AUSSEN / NACHT

Der leitende Oberstaatsanwalt Kossowitz verlässt mit Bernd Reuther das Kommissariat. Bernd Reuther trägt seinen Koffer.

KOSSOWITZ
Soll ich Sie zu ihrem Haus bringen?

BERND REUTHER (zögert, schüttelt den Kopf)
Danke. Ich nehm' mir ein Taxi.

Bernd Reuther holt bei seinen Worten sein Handy aus der Tasche.

KOSSOWITZ
Na dann: gute Nacht.
(schaut auf die Uhr)
Oder besser: guten Morgen.

BERND REUTHER
Bis nachher.

Kossowitz steigt in sein Auto, fährt davon. Bernd Reuther zögert, steckt das Telefon in die Tasche, schaut sich ein wenig verloren um. Dann nimmt er seinen Koffer und geht zu Fuß davon.

   
8. KOMMISSARIAT / BÃœRO THOMAS & KERSTIN - INNEN / NACHT

Kerstin steht alleine im Büro am Fenster, schaut hinaus, jetzt wendet sie sich ab, greift zum Telefon, drückt eine Wähltaste. Aus dem Lautsprecher ertönt ein Signalton, das angewählte Telefon am anderen Ende der Leitung klingelt.

THOMAS (off)
Ja?

KERSTIN (ärgerlich)
Wo bist du?

   
9. BISTRO - INNEN / MORGENGRAUEN

Kerstin stößt ärgerlich die Tür zu einem Bistro auf, geht durch die Gaststube. Einige Arbeiter sitzen an der Theke, frühstücken. Thomas sitzt alleine an einem der Tische, vor sich ein Bier. Kerstin baut sich vor ihm auf.

KERSTIN
Du blödes Arschloch. Wieso bist du einfach abgehauen? Du wusstest doch, wer das ist.

THOMAS
Ein Verdächtiger in einer Polizeiaktion.

KERSTIN
Er ist dein Vater!

Thomas antwortet nicht. Kerstin setzt sich mit Mühe - ihr Bauch behindert sie - auf die Bank gegenüber von Thomas.

KERSTIN
Warum hast du nichts gesagt? Ist das der normale Umgang in eurer Familie?

Die KELLNERIN kommt, blickt Kerstin fragend an.

KERSTIN
Ein großes Frühstück. Mit allem Schnickschnack.
(weist auf Thomas)
Er zahlt.
(zu Thomas)
Und jetzt will ich wissen, was das sollte.

Thomas steht auf, greift in die Tasche, wirft einen Geldschein auf den Tisch, geht ohne ein Wort davon. Kerstin blickt ihm ärgerlich nach. Die Kellnerin kommt zurück.

KELLNERIN
Kein Mann ist es wert, dass man ihm nachläuft.
(nimmt den Geldschein)
Hauptsache, er bezahlt. Bleibt`s beim Frühstück?

KERSTIN (nickt entschlossen)
Und `ne große Portion Bratkartoffeln.

   
10. TANKSTELLE - INNEN-AUSSEN / MORGENGRAUEN

Bernd Reuther steht im Inneren einer Tankstelle an einem Stehtisch nahe der Kasse, trinkt einen einsamen Kaffee aus einem Pappbecher. Der Tankwart bedient im Hintergrund einen Trucker, der gerade seine Tankrechnung per Unterschrift zahlt. Ein zweiter Trucker gibt dem Tankwart den Schlüssel zum Waschraum zurück. Die beiden verabschieden sich und gehen. Der Tankwart greift sich die Kaffeekanne aus dem Brühautomaten, geht zu Bernd Reuther.

TANKWART
Noch`n Kaffee?

Bernd Reuther schüttelt den Kopf, blickt den Tankwart an.

BERND REUTHER
Haben Sie hier eine Dusche?

Der Tankwart ist erstaunt, doch er greift hinter sich an das Schlüsselbrett, nimmt den Waschraum-Schlüssel, den er von dem Trucker gerade bekommen hat, und streckt ihn Bernd Reuther entgegen. Bernd Reuther nimmt ihn.

   
11. WIESBADEN - AUSSEN / MORGENGRAUEN

Der Blick vom Neroberg aus über Wiesbaden: Langsam schiebt sich die Sonne über den Rand der Hügelkette, die die Stadt umschließt. Rötliches Licht legt sich auf die grauen Häuser der Stadt, die aus der Nacht erwacht. Doch von Romantik keine Spur: Eine subtil unheimliche Stimmung liegt über den Bildern, die Ankündigung einer furchtbaren Tat...


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Stahlnetz: PSI

Larry und Ole, ein ungleiches Brüderpaar, haben die 14jährige Micha vor einer Villa in einem edlen Villenviertel in Hannover entführt - sie glauben, Micha ist das Kind reicher Eltern. Ein Irrtum: Micha ist die Tochter eines Hausmeister-Ehepaares. Larry, cool und durchtrainiert, ist sich seiner Sache sicher, Ole, dünn und ausgemergelt, hat Zweifel an der Richtigkeit ihres Tuns...


20. HOHLKÖRPER IN STRASSENBRÜCKE - INNEN / TAG

Larry lässt die bewusstlose Micha auf die bereitliegende Matratze fallen. Der Raum, in dem die Matratze liegt, ist halbdunkel, nur durch einige Luftschlitze im Beton fällt Tageslicht in den Hohlkörper. Der Verkehrslärm ist hier im Inneren der Brücke nur gedämpft zu hören, rhythmisch donnern die Autos über die Dehnungsspalten zwischen Brücke und Straße. Larry fesselt Michas Hände hinter dem Rücken, fesselt ihre Fußgelenke, klebt ihr einen Streifen Paketklebeband über den Mund. Er nimmt sich ihre Tasche, setzt sich auf einen Campingstuhl, zündet sich eine Zigarette an, beginnt die Tasche zu durchsuchen. Er findet ein Adressbuch. Ole beugt sich derweil besorgt über Micha.

OLE
Was ist, wenn sie tot ist?

LARRY
Ach, Quatsch. Die schläft nur.

OLE
Und wenn du zuviel genommen hast?

Ole versucht zu horchen, ob ihr Herz noch schlägt. Larry steht ungeduldig auf, schiebt Ole zur Seite, schlägt Micha mehrmals ins Gesicht.

LARRY
Aufwachen!

Micha stöhnt, ohne zu erwachen.

LARRY (zufrieden)
Na also, wer sagt's denn.

Larry wirft Michas Tasche achtlos zur Seite, behält das Adressbuch in der Hand, geht zur Tür, dreht sich zu dem zögernden Ole um.

LARRY
Jetzt komm!

OLE (unsicher)
Du willst sie so hier liegen lassen?

LARRY (genervt)
Hör mal, das ist eine Entführung und kein Kindergeburtstag.

OLE
Ja, aber..

LARRY (unterbricht)
Für wen machen wir das hier alles? Für dich! Also reiß dich zusammen!

Larry sieht Oles Unsicherheit, er geht zu seinem Bruder zurück, legt ihm aufmunternd und verblüffend einfühlsam die Hand auf die Schulter.

LARRY
Pass mal auf, Ole. Es läuft alles nach Plan. Wir gehen jetzt hier raus und verhalten uns erst mal unauffällig. Heute abend rufen wir die Eltern von dem Mädchen an. Morgen haben wir unser Geld. Und übermorgen, das versprech ich dir, da liegst du in der Sonne!

Ole blickt zu der bewusstlos daliegenden Micha,

LARRY
Keine Angst, das Mädchen kommt wieder frei.

Ole antwortet nicht, blickt seinen Bruder an. Larry lächelt aufmunternd, Ole erwidert schließlich halbherzig das Lächeln.

LARRY
Und jetzt komm!

Die beiden Brüder gehen zur Tür. Plötzlich ist das Klingeln eines Handys zu hören. Larry und Ole sehen sich erschrocken an. Larry eilt zu Micha, durchsucht ihre Jackentaschen, entdeckt ein Handy. Es klingelt. Larry wirft es zu Boden, zerstört es mit dem Absatz seines Schuhs. Das Klingeln erstirbt.

(...)


34. HOHLKÖRPER UNTER STRASSENBRÜCKE - INNEN / NACHT

Micha liegt auf dem Boden, zitternd und schweißüberströmt, ihre Kleidung ist verdreckt bei dem panischen Versuch, ihre Fesseln und insbesondere das Paketband über ihrem Mund zu entfernen. Wieder und wieder reibt sie ihr Gesicht an einer Betonkante, und endlich gelingt es ihr, das Klebeband abzureiben. Tief holt Micha Luft, erleichtert und zugleich erschöpft von der Anstrengung. Micha hebt den Kopf, blickt hinauf zu einer Spalte im Beton, durch die Sonnenlicht hereinfällt. Sie robbt zu der Spalte, richtet sich an der Wand auf, holt tief Luft und beginnt um Hilfe zu rufen, so laut sie kann.

   
35. STRASSENBRÃœCKE - AUSSEN / NACHT

Der Blick auf die Brücke: Es ist eine vierspurige Schnellstraße, Autos und Lastwagen donnern vorbei. Nichts ist von Michas Rufen zu hören.
   

36. HOHLKÖRPER UNTER STRASSENBRÜCKE - INNEN / NACHT

Erschöpft gibt Micha ihre Rufe auf, sie ahnt, es ist sinnlos. Sie beginnt bitterlich zu weinen.


37. VOR MIETSHAUS / AUTO - INNEN / AUSSEN / NACHT

Larry stoppt den Wagen vor dem schlichten unauffälligen Mietshaus, in dem Ole wohnt. Ole sieht erschöpft und ausgemergelt aus. Larry blickt Ole besorgt an.

LARRY
Geht’s?

Ole nickt.

LARRY
Geh hoch und ruh dich aus. Ich bin mit Maria verabredet. Sie sagt, sie braucht ihren Wagen.

OLE (erschrocken)
Du hast doch gesagt, du kannst den Wagen das ganze Wochenende behalten!

LARRY
Was weiß ich, was sie will. Ich fahr nur kurz rüber. Danach komm ich und hol dich ab.

Ole schaut besorgt.

LARRY
Mann, keine Panik, ich hab die Alte im Griff!

Ole steigt aus, zögernd, er hat noch etwas auf dem Herzen.

OLE
Sag mal, Larry, kannst du nicht alleine zu dem... also, zum Versteck fahren?

LARRY
He! Wir haben die Sache zusammen angefangen, und wir ziehen das auch zusammen durch.

OLE
Aber was soll ich Verena sagen?

LARRY
Die wird schon nichts merken. Sag ihr, wir machen einen Abend unter Brüdern.

OLE
Genau das sag ich lieber nicht.

LARRY
Dir fällt schon was ein.

Ole steigt aus, Larry fährt mit quietschenden Reifen davon. Bedrückt wendet Ole sich um, geht in das Mietshaus.

   
38. WOHNUNG OLE - INNEN / TAG

Ole betritt eine schlichte Mietswohnung. Es ist still. Kinderspielzeug liegt auf dem Boden, in einem Zimmer ist ein Laufstall zu sehen.

OLE (ruft)
Verena?

Oles Frau Verena sitzt in der Küche, raucht. Sie schaut nicht auf, als Ole hereinkommt.

OLE
Was ist los? Wo sind die Kinder?

VERENA
Bei meiner Mutter.

OLE
Warum? Musst du arbeiten?

Verena schüttelt den Kopf. Sie blickt auf, schaut Ole an.

VERENA
Sollte heute nicht deine Therapie neu eingestellt werden?

OLE
Ja...

VERENA
Das Krankenhaus hat angerufen. Du warst nicht da.

OLE
Ich hatte keine Zeit...

VERENA (fährt auf)
Keine Zeit? Wenn dir dein Leben so egal ist, bitte. Aber denk auch an uns.

OLE
Ich denk an euch, an nichts anderes denk ich.

VERENA
Ach ja? Und warum quälst du uns dann so? Die Ärzte sagen, die Viren werden gegen die Medikamente resistent, wenn du noch einmal die Therapie unterbrichst. Willst du das?

Ole antwortet nicht.

VERENA (flehend, eindringlich)
Du wirst sterben, Ole. Glaubst du, ich kann das vergessen? Immer wenn ich dich ansehe, muss ich daran denken, jeden Tag, jede Nacht. Nimm mir nicht den einzigen Strohhalm, an den ich mich noch klammern kann.

OLE
Verena! Bitte! Vertrau mir, ja? Noch ein paar Tage, dann wird alles gut.

VERENA (müde)
Was soll das, Ole...

OLE (eifrig)
Wenn du willst, verreisen wir. Wohin du willst. Oder ich fang ne neue Therapie an, in Amerika, die haben da ganz neue Medikamente...

Verena blickt Ole erschöpft an.

VERENA
Du begreifst nichts...

Müde steht sie auf, verlässt die Küche. Ole bleibt alleine zurück.

OLE (leise)
Aber ich liebe dich doch...


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Tatort: "Einmal täglich"

Der Star der Daily-Soap "Total das Leben" ist ermordet worden. Ein Schock für die Kollegen: Ist der Mörder unter ihnen? Kriminalhauptkommissar Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) und sein Kollege Ivo Batic (Mirolsav Nemec) nehmen die Ermittlungen auf.

Während Leitmayr mit Neugier in die schillernde Serien-Welt eintaucht, ermittelt Batic nur mit Widerwillen: Als Verfechter von klassischer Kultur und als Fan der Drei Tenöre lehnt er Daily-Soaps aus tiefstem Herzen ab - Grund genug für Diskussionen im Kommissariat, wo Kultur beginnt und Kommerz endet.

Carlo Menzinger, Assistent im Kommissariat, hält sich bei diesem Thema zurück - aus gutem Grund: Carlo ist heimlicher Soap-Fan. Als er durch Batic und Leitmayr geoutet wird, hat dies für Carlo verblüffende Folgen...



57. POLIZEIPRÄSIDIUM / MENZINGERS BÜRO - INNEN / TAG

(...)

Batic hat sich ein Stück labberige Pizza aus Menzingers Pappe geangelt und hineingebissen.

BATIC (kauend)
Carlo, ich finde, du gehörst auch vor die Kamera. Vielleicht kannst Du dir dann was Anständiges zu essen leisten.

LEITMAYR (fängt Feuer, zu Batic)
Das ist die Idee!

BATIC (verblüfft)
Was Anständiges essen?

LEITMAYR (mit Begeisterung)
Nein, Carlo gehört vor die Kamera! Er schleicht sich bei "Total das Leben" ein!

BATIC
Genau! Als Undercover-Komparse!
(gespielt gefährlich)
Sein Name ist Bond. Carlo Bond...

LEITMAYR
Nicht schütteln. Rühren!

Menzinger kann die Idee nicht so recht ernst nehmen. Leitmayr bleibt unbeirrt.

LEITMAYR
Du gehst zu dem Produktionsassistenten Michael Broda und bewirbst dich als Komparse! Vielleicht bekommst du was heraus...

(...)


68. STUDIOGELÄNDE / KULISSENSTRASSE - AUSSEN / TAG

Menzinger steht mit einer Baseball-Kappe, die seine Haare verbergen, am Set in der Kulissenstraße, in der Hand eine Hundeleine, daran ein winziger Hund. Das Filmteam steht bereit, die Regieassistentin erklärt Menzinger gerade, was er tun soll.

REGIEASSISTENTIN
Du startest von hier, gehst über die Straße und bleibst am Plakat stehen, damit der Hund pinkeln kann. O.K.?

MENZINGER
Ans Plakat? Ich denke, ich soll...

REGIEASSISTENTIN (unterbricht)
Nicht denken. Machen.

MENZINGER (unbeirrt)
Aber wie soll ich denn gehen? Schnell? Oder langsam? Oder hektisch?

Die Regieassistentin blickt Menzinger genervt an.

REGIEASSISTENTIN
Na, eben normal

Kurzer Zeitsprung: Eine Film-Klappe wird geschlagen.

REGISSEUR (ruft per Megaphon)
Und Action!!

Die Aufnahme läuft, Menzinger zieht den störrischen Hund über die Straße zum Plakat, bleibt stehen.

MENZINGER (zum Hund)
Los, pinkeln!

Menzinger zieht an der Leine, schüttelt den Hund, doch der Hund will sein Bein nicht heben.

MENZINGER
Na, mach schon. Blödes Vieh.

REGISSEUR (ruft)
Danke!

REGISSEUR (ruft per Megaphon)
Der Mann am Plakat, den Hund nicht so schütteln. Und noch einmal, bitte.

(...)


82. POLIZEIPRÄSIDIUM / BÜRO - INNEN / TAG

Leitmayr und Menzinger schauen gespannt die Soap "Total das Leben". Batic kommt durch die Verbindungstür ins Büro, in der Hand seine Kultur-Tasse, die durch ein Drei-Tenöre-Bild verschönt worden ist.

BATIC
Wer war das?

MENZINGER
Gefällt's dir nicht?

LEITMAYR
Er wollte dir doch nur eine Freude machen.

Batic ist nicht so recht überzeugt.
 
In diesem Moment ist auf dem Fernsehen die Straßenszene ist zu sehen, im Vordergrund spielen Tobias Helberg und Vera Niessen, und jetzt ist im Hintergrund und nur sehr klein Menzinger zu sehen, wie er den Hund über die Straße führt.

MENZINGER
Sscht! Das bin ich.

BATIC (blickt spöttisch auf den Bildschirm)
Super, Carlo!

LEITMAYR
Das ist mindestens Don Carlo!

BATIC
Jetzt verlieren wir ihn an die Damenwelt.

LEITMAYR
Oder an die Hundestaffel.

ENDE


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Tatort: "Hexentanz"

In einem Dorf im Teufelsmoor ist vor vielen Jahren eine junge Frau ermordet worden, eine Zugezogene aus der Stadt - Anna Hellmann war mit ihrem Mann und ihrer kleinen Tochter in das Moor gezogen, um hier frei und ungewzungen zu leben. Im Dorf galt sie als Außenseiterin, die den Männern den Kopf verdrehte. Nach dem Mord wurde ihr Mann Werner Hellmann als ihr Mörder verhaftet, Zeugenaussagen von Dorfbewohnern belasteten ihn, obwohl er die Tat bestritt.

Als jetzt Werner Hellmann nach der Verbüßung seiner Haft in das Dorf zurückkehrt, wird auch er ermordet - ein Feuer dient dem Mörder als Ablenkung für seine Tat. Will der Mörder seinen damaligen Mord an Anna Hellmann vertuschen? Zeitgleich mit Kommissarin Lindholm kommt Kirsten Hellmann, die Tochter der beiden Mordopfer, in das Dorf, um ihren Vater zu beerdigen. Bei der Beerdigung kommt es zum Eklat...



72. VOR FRIEDHOF - AUßEN / TAG

Am nächsten Morgen. Kirsten Hellmann steht alleine vor der hohen Mauer des Friedhofes am Fuße der Kirche (neben der Kirche ist das alte Pfarrhaus zu sehen). Kirsten Hellmann hat sich umgezogen, trägt das bunte Flatterkleid, das ihre Mutter in den Videoaufnahmen getragen hat.

Charlotte kommt mit Martin herbei (beide tragen gedeckte Farben, aber nicht schwarz), Charlotte nickt Kirsten Hellmann zu, die zurücknickt und lächelt, sie ist froh, dass Charlotte gekommen ist.

Der Tischler kommt angefahren, stoppt vor dem Friedhofstor, holt mit seinem Gesellen den Sarg aus dem Anhänger und hebt ihn auf den Rollwagen, über den Kirsten Hellmann zuvor noch eine bunte Decke wirft. Der Tischler ? er hat sich für den Anlass umgezogen und trägt einen schwarzen Anzug ? schiebt gemeinsam mit seinem Gesellen den Rollwagen samt Sarg durch das Tor auf den Friedhof.


73. FRIEDHOF / GRAB - AUßEN / TAG

Der Tischler und sein Geselle erreichen das offene Grab, Kirsten Hellmann folgt dem Sarg, dahinter Charlotte und Martin. Erstaunt schaut Kirsten Hellmann auf: Das gesamte Dorf ist gekommen, auch Henrike Grote, Karin Bergstedt und Lisbeth Struck mit ihren Männern und alle anderen, die wir kennen oder im Dorf gesehen haben. Alle tragen schwarze Kleidung.

Kurzer Zeitsprung: Der Sarg steht über dem offenen Grab, drei Seile sind unter dem Sarg hindurchgeführt, um ihn in das Grab heben zu können. Kirsten Hellmann steht alleine am Fußende des Grabes, blickt auf den Sarg. Der Tischler nickt Matthias Bergstedt, Thorsten Grote, Wolfgang Struck, Gerd Drechsler und Sörgen Freese zu, die den Wink verstehen und neben den Sarg treten.

Der Tischler blickt Kirsten Hellmann fragend an.

TISCHLER
Möchten Sie noch etwas sagen?

Kirsten Hellmann nickt, dreht sich zu den Dorfbewohnern um, schaut einen Moment lang in die Runde. Dann:

KIRSTEN HELLMANN
Glaubt ihr, ich würde alles vergessen, nur weil ihr kommt und Trauer heuchelt? Mein Vater war unschuldig, er war kein Mörder, und das wusstet ihr alle. Und jetzt ist auch er tot. Weil ihr geschwiegen habt! Weil ihr zugelassen habt, dass der wirkliche Mörder weiter unter euch lebt! Aber diesmal lasse ich mich nicht fortschicken! Ich werde hier bleiben, ich werde der Stachel sein in eurem Fleisch, ich werde euch anklagen, mit dem Finger auf euch zeigen, allen von euch erzählen, man wird euch begaffen, über euch spotten, über euch und das Mörderdorf - solange, bis ihr mir den Mörder gebt!

Die Dorfbewohner sind empört über die Anklage, sie schweigen, blicken drohend Kirsten Hellmann an. Charlotte tritt schützend neben sie. Für einen Moment scheint es, als ob die Dorfbewohner auf Kirsten Hellmann losgehen wollen. Doch der Dorfpolizist Sörgen Freese geht dazwischen.

SÖRGEN FREESE
Lasst sie gehen!

Die Dorfbewohner zögern. Dann teilt sich in der Menge der Dorfbewohner eine Gasse, Charlotte führt Kirsten Hellmann durch die Gasse hinaus, geht mit ihr davon.

Jetzt ist zu sehen: Dieter Grote löst sich aus der Gruppe der Dorfbewohner, schlägt einen Bogen, geht auf einen Weg parallel zum Hauptweg, folgt unauffällig Charlotte und Kirsten Hellmann. Derweil, im Off:

SÖRGEN FREESE
Und jetzt geht nach Hause. Alle.

(...)


75. DORFGASTHOF - INNEN / TAG

Die Dorfbewohner (bis auf Lisbeth Struck) haben sich nach der Beerdigung im Dorfgasthof versammelt. Die Stimmung ist aufgeheizt, es herrscht wütende Unruhe, die Anklage von Kirsten Hellmann hat die Dorfbewohner empört. Der Tierarzt Thorsten Grote führt das Wort.

THORSTEN GROTE (wütend, zu Matthias Bergstedt)
Ich lass mir gar nichts verbieten. Und von dir schon gar nicht!

Der Wirt blickt den Tierarzt fassungslos an.

MATTHIAS BERGSTEDT
Du bist wahnsinnig!

THORSTEN GROTE
Nur weil ich den Mut habe, auszusprechen, was alle denken?
(zu den Dorfbewohner)
Los! Wir gehen jetzt rüber und schmeißen das Miststück raus!

Aus der Menge der Dorfbewohner kommen bestätigende Zwischenrufe, Thorsten Grote wendet sich der Tür zu, doch Matthias Bergstedt packt ihn, reißt ihn zurück.

MATTHIAS BERGSTEDT
Das kannst du nicht machen! Sie hat ein Recht darauf, hier zu sein.

THORSTEN GROTE
Hat sie auch das Recht, uns zu beleidigen? Das ist unser Dorf! Wir sind hier zuhause!

Bestätigende Zwischenrufe aus den Dorfbewohnern. Nur Gerd Drechsler und Alex Retkowitz halten sich zurück. Gleichzeitig:

KARIN BERGSTEDT
Genau! Das müssen wir uns nicht gefallen lassen!

HENRIKE GROTE
Die soll ihren Mund halten!

WOLFGANG STRUCK
Was will die hier überhaupt? Die soll doch abhauen!

THORSTEN GROTE (zu Matthias Bergstedt)
Entscheide dich. Bist du für uns oder gegen uns?

Die Unruhe bleibt, Zwischenrufe kommentieren die Situation: „Los, entscheide dich“, „Du Feigling“ etc. Matthias Bergstedt blickt in die Runde, zögert. Thorsten Grote will nicht warten, er wendet sich um zu den Dorfbewohnern.

THORSTEN GROTE
Kommt. Wir gehen.

Thorsten Grote geht zur Tür, die empörten Dorfbewohner folgen ihm. In dem Moment tritt der Bauer Gerd Drechsler vor, er hat der Situation bislang schweigend beigewohnt, jetzt tritt er an die Theke, verschafft sich Aufmerksamkeit, indem er mit voller Kraft sein massives Bierglas gegen die Theke schlägt. Das Bierglas zersplittert mit einem lauten Krachen, alles fährt erschrocken herum.

GERD DRECHSLER
Stopp!

Schlagartig ist es still geworden. Gerd Drechsler blickt in die Runde.

GERD DRECHSLER
Was wollt ihr tun?

Er blickt Henrike Grote, Lisbeth Struck und Karin Bergstedt an.

GERD DRECHSLER (cont.)
Wollt ihr sie nackt an einen Baum fesseln, um ihr einen Denkzettel zu verpassen, so wie damals Anna Hellmann?

Er blickt zu Thorsten Grote, Wolfgang Struck und Matthias Bergstedt.

GERD DRECHSLER (cont.)
Oder wollt ihr ihr hinterher steigen, so wie damals, um die Schlampe mal so richtig ranzunehmen?

Betretene Stille.

GERD DRECHSLER
Werner Hellmann ist der Mörder seiner Frau - haben wir das wirklich geglaubt? Geben wir es doch zu: Wir haben zugelassen, dass ein Unschuldiger im Gefängnis sitzt. Weil wir unsere Fehler vertuschen wollten.

Gerd Drechsler schaut in die Runde.

GERD DRECHSLER
Und wisst ihr, was das heißt? Einer von uns ist ein Mörder.

Alex Retkowitz hat Gerd Drechslers Rede mit wachsender Unruhe zugehört, jetzt steht er auf, zeigt auf Gerd Drechsler.

ALEX RETKOWITZ
Ja. Du bist es.

GERD DRECHSLER
Halt den Mund.

ALEX RETKOWITZ
Wo warst du denn, als es gebrannt hat? Du warst der einzige, der nicht da war.

WOLFGANG STRUCK
Stimmt! Du bist weggegangen.

Die Stimmung heizt sich wieder auf.

HENRIKE GROTE
Und Anna Hellmann hast du auch immer nachgestarrt.

THORSTEN GROTE (packt ihn)
Du Schwein. Hier große Reden schwingen...

GERD DRECHSLER (wehrt sich)
Lass mich los.

ALEX RETKOWITZ
Du hast Anna und Werner Hellmann umgebracht!

Thorsten Grote stößt Gerd Drechsler zu Boden, der Kreis schließt sich um ihn.

THORSTEN GROTE
Wo warst du denn, als wir gelöscht haben? Los, rede!

Gerd Drechsler schüttelt den Kopf.

THORSTEN GROTE
Mach’s Maul auf, du Schwein!

Der Kreis schließt sich enger, die Situation spitzt sich zu. Eine Stimme bricht die Situation.

KARIN BERGSTEDT
Er war bei mir.

Alles fährt herum. Karin Bergstedt steht blass hinter der Theke. Matthias Bergstedt blickt seine Frau erschrocken an.

KARIN BERGSTEDT
Ich habe mit ihm die Nacht verbracht.

MATTHIAS BERGSTEDT
Sag, dass das nicht wahr ist.

Karin Bergstedt blickt ihn stumm an - ihr Schweigen ist Antwort genug.

MATTHIAS BERGSTEDT
Wie lange schon?

Karin Bergstedt schweigt.

MATTHIAS BERGSTEDT
Und damals? Wer war es damals?

Karin Bergstedt wirft einen kurzen Blick zum Tischler (oder zu einem Komparsen), der betreten den Blick senkt. Matthias Bergstedt begreift.

KARIN BERGSTEDT
Es tut mir leid, Matthias.

Die Dorfbewohner lassen von Gerd Drechsler ab, der rappelt sich auf. Matthias Bergstedt tritt vor ihn, blickt ihn stumm an, spuckt ihm ins Gesicht. Ohne ein weiteres Wort verlässt Matthias Bergstedt die Gaststube. Alles schweigt betreten. Karin Bergstedt blickt die Dorfbewohner an.

KARIN BERGSTEDT
Geht. Geht, bitte.

Die Dorfbewohner stehen auf, beginnen die Gaststube zu verlassen.


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Stubbe - von Fall zu Fall: "Tödliches Schweigen"

Ein Kriminalkommissar, der bedroht und in die Enge getrieben wird: Das Drehbuch zu dieser Folge bricht mit den bisherigen Konventionen des Formats "Stubbe" und setzt Thriller-Elemente ein, um die Spannung und das Tempo der Geschichte bis zum Ende hin zu konstant zu steigern. In den ersten Szenen der Geschichte wird daher die Stimmung des Filmes entsprechend festgelegt.


1. BAUERNHOF SCHEUNE - INNEN / NACHT

Aus dem Off singt leise eine Kinderstimme das Kinderlied "Hänsel und Gretel". Unser Blick fährt über Details in einem noch nicht bestimmbaren Raum: Wir sehen zunächst angepinnt an einer Bretterwand zwei alte von der Sonne verblichene Fotos.

Das erste größere Foto zeigt einen vielleicht fünfjährigen Jungen gemeinsam mit seinem Vater an einem markanten Punkt an einem Hafenbecken, die beiden haben geangelt, stolz präsentiert der Junge vor der Kamera seinen Fang. Das zweite Bild zeigt das Idyll einer heilen und glücklichen Familie im Advent, Vater, Mutter, der kleine Sohn und die noch kleinere Tochter sitzen in der Küche um den Tisch, auf dem ein Adventskranz mit entzündeten Kerzen zu sehen ist - das Bild lenkt unsere Aufmerksamkeit auf den glücklichen Gesichtsausdruck des Jungen.

Dann weitere Details aus dem Raum: die Angel vom Foto, ein Bücherregal mit wenigen akkurat aufgestellten Büchern, ein Computer-Laptop, auf einer Linoleum-Schneideunterlage eine Leiste mit einem sorgfältig geordnetem Satz von Linoleumschnitt-Messern, daneben eine kleine Schale mit einigen wenigen winzigen sorgfältig ausgeschnittenen Papier-Rechtecken (siehe Szene im Archiv). Auf einem kleinen Tisch ein Tablett mit einem leeren Glas und einem abgegessenen Teller.

Nur von genau beobachtenden Zuschauern zu sehen: Eine Mappe mit Zeitungsartikeln liegt unter dem Tablett, ein Artikel über eine Festnahme schaut aus der Mappe heraus, Stubbe ist darauf zu sehen, er führt einen Verhafteten ab - wer der Verhaftete ist, verdeckt das Tablett.

Alles in dem Raum ist fast pedantisch genau geordnet und ausgerichtet. Ãœber allem liegt das blaue Flackern eines Schweißgerätes, wir hören leise das Zischen und Knistern des Schweißvorganges.

Die Details stammen aus einer alten Scheune, in der eine Ecke als spartanischer Wohnraum gestaltet wurde. Auf dem Bett liegt bäuchlings ein niedliches vielleicht achtjähriges Mädchen - es heißt LISA -, das Mädchen malt mit Hingabe an einem Bild von einer Hexe, singt dabei das Kinderlied vor sich hin, das wir von Beginn an aus dem Off gehört haben. Eine Katze ist bei Lisa.

Im Hintergrund ist der große Innenraum der Scheune zu sehen, der als Werkstatt eingerichtet ist. Ein uns Unbekannter schweißt aus Metall einen kleinen Kasten zusammen, gerade setzt er mit einem Schneidbrenner die letzte Schweißnaht.

Wir erkennen den Unbekannten nicht, sein Gesicht ist verdeckt durch die Schweißer-Maske, seine Hände geschützt durch Handschuhe. (In dieser und allen weiteren Szenen sind das Gesicht und auch die Hände des Unbekannten nicht zu erkennen, so dass wir ihn nicht identifizieren können.)

Im Halbschatten ist zu sehen, "Dies irae" ist in großen Buchstaben und schwarzer Farbe quer über die Rückwand der Scheune geschmiert.

LISA
Thomas! Schau mal.

Lisa hebt stolz ihr Bild in die Luft, zeigt es dem Unbekannten. Der Unbekannte unterbricht den Schweißvorgang. In dem Moment flammt draußen auf dem Hof ein helles Hoflicht auf, das Licht dringt durch die Ritzen im Dach und durch die Fenster in das Innere des Raumes. Aus dem Off ist eine keifende Stimme zu hören.

ANNA WEBER (off)
Lisa! Wo steckst du? Jetzt komm endlich!

Lisa blickt erschrocken und bittend den Unbekannten an.

LISA
Kann ich bei dir bleiben?

Der Unbekannte zögert, dreht die Gasflamme aus, doch er antwortet nicht.

ANNA WEBER (off, keifend, lauter)
Lisa!

Traurig nimmt Lisa das abgegessene Tablett vom Tisch, läuft aus der Werkstatt.

Der Unbekannte nimmt die Metallbox, trägt sie zu einer Werkbank, auf der schon mehrere identische zusammengeschweißte Metallboxen liegen, akkurat in Reih und Glied neben einer Reihe identischer Handys (Marke nicht identifizierbar). Die Boxen sehen alle exakt gleich aus.

Die Katze läuft über die Werkbank, der Unbekannte verscheucht sie mit einem ärgerlichen Zischen. Dann greift er nach einer vorbereiteten Bombe - wir erkennen den Plastiksprengstoff, die Kabel, die zu der in dem Sprengstoff steckenden Zündkapsel führen, eine Elektronikplatine und ein an die Platine befestigtes Handy, es gleicht den Handys auf der Werkbank. Vorsichtig setzt der Unbekannte die Bombe in eine der vorbereiteten Metallboxen ein, sie passt perfekt.

Der Unbekannte nimmt die Metallbox, trägt sie zu einer auf einem Stuhl sitzenden weiblichen Schaufensterpuppe, legt die Bombe in die ausgestreckten Hände der Puppe - es sieht so aus, als würde die Puppe die Bombe halten. Die Hände des Unbekannten zögern, dann schalten sie das in den Kasten eingesetzten Handy ein, geben den PIN-Code ein. ‚Bereit‘ signalisiert das Display.

Dann das Rascheln einer Katzenfutter-Packung, ein paar Brocken Trockenfutter werden auf den Schoß der Puppe gestreut. Ein Teil der Katzenfutter-Brocken fällt auf den Boden. Die beiden Hände greifen sich die Katze, setzen sie zu Füßen der Puppe, streicheln sie. Die Katze beginnt das Futter zu fressen.

Wir hören aus dem Off Schritte, eine Tür geht, dann fällt die Tür der Scheune ins Schloss.

   
2. BAUERNHOF - INNEN / AUSSEN / NACHT

Wir sehen die Subjektive des Unbekannten, der sich einem erleuchteten Fenster eines heruntergekommenen Bauernhauses nähert.

Der Blick durch das Fenster: Eine verhärmt aussehende Frau Ende 40 - es ist ANNA WEBER - sitzt in einer großen lange nicht renovierten Küche eines Bauernhofes in ihrem Rollstuhl am Küchentisch, sie isst, schaufelt Suppe in sich hinein. Die große Serviette, die sie um den Hals gebunden hatte, ist herabgerutscht, die Suppe tropft und fließt auf ihre Kleidung.

Mit am Tisch sitzen die bedrückte und verschüchterte Lisa und eine Frau mit Küchenschürze, MARLENE BECK, sie ist genauso alt wie Anna Weber. Es herrscht eine eisige Stimmung. (Wer genau hinschaut, erkennt in der Küche jenen einst schönen Raum wieder, in dem die Kinder auf dem Foto zu Beginn des Filmes um den Adventskranz gesessen haben. Das Bild, das wir hier sehen, ist das Gegenteil der heilen Welt, die wir anfangs kurz auf dem Familienfoto gesehen haben.)

Der Unbekannte aktiviert das Handy, leise ist das Tonsignal des Handys zu hören. Er wählt eine Mobilfunknummer, das Handy quittiert jeden Tastendruck mit einem Tastenton.


3. BAUERNHOF SCHEUNE - INNEN / NACHT

Wir hören weiter aus dem Off das Piepen der Tasten, sehen dabei, wie die Katze das Katzenfutter frisst, sie ist inzwischen auf den Schoß der Puppe gesprungen, frisst das Futter direkt neben der Bombe. Das Display des Handys in der Box leuchtet auf, ein blinkender Schriftzug signalisiert: -Anruf-. Die Bombe explodiert. (Katze bitte vor der Explosion per Stopp-Trick entfernen.)


4. BAUERNHOF KÃœCHE - INNEN / NACHT

Fortsetzung Szene 2: Als die Explosion ertönt, halten sowohl Marlene Beck als auch Anna Weber inne. Lisa schaut neugierig auf, steht auf, eilt zum Fenster, schaut hinaus. Anna Weber und Marlene Beck jedoch heben den Blick nicht vom Teller. Nach einem kurzen Moment essen sie weiter, Anna Weber wie zuvor, Marlene Beck langsamer und nachdenklicher als vorher.


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Tausendmal berührt

Seit sieben Jahren ist die Bäuerin Karin Engel Witwe - Zeit für einen neuen Mann, findet Ihre beste Freundin Fiona. Doch Karin zögert. Kurzerhand fährt Fiona zu Karin, um die Suche nach dem passenden Mann für Karin selbst in die Hand zu nehmen...


19. BAUERNGARTEN + KÃœCHE - INNEN / AUSSEN / TAG

Wir sehen ein Heft vom letzten Dorfjubiläum, eine Schere schneidet Fotos von Bauern aus dem Heft aus. Die Schere wird von Fiona geführt, sie sitzt mit Karin am Tisch im Bauerngarten, die beiden haben es sich gemütlich gemacht, Rotwein und Gläser stehen auf dem Tisch. Auch Karins Bild ist unter den Fotos, die auf dem Tisch liegen. Karin entkorkt gerade eine Flasche Wein.

FIONA
Ich sag? dir, du musst systematisch vorgehen. Dann findest du auch garantiert den richtigen Mann.

KARIN
So wie du das schon seit Jahren machst...

FIONA (ignoriert Karins Spott)
Darum hab? ich ja auch soviel Erfahrung.

Karin beobachtet grinsend, wie Fiona die Bilder ordnet: Karins Foto legt sie links von sich auf den Tisch. Die Fotos von den übrigen Bauern landen auf einem Haufen auf der rechten Seite. Dabei:

FIONA
Also: Lange Autofahrten kosten Zeit, und Zeit hast du nicht. Wir grasen daher zunächst deine Umgebung ab.

KARIN
Die kenn? ich alle. Da ist nichts zu grasen...

FIONA (spöttisch)
Klar, bist ja auch Fachfrau...

Fiona nimmt ein Foto in die Hand, betrachtet es kurz.

FIONA
Hässlich.

Fiona legt das Foto weg, nimmt das nächste.

FIONA
Unsympathisch.
(nimmt das nächste Foto)
Zu dicke Nase.

Fiona greift zum nächsten Foto.

KARIN
Achtest du nicht ein bisschen zu sehr auf Äußerlichkeiten?

FIONA
Diese Äußerlichkeiten musst du jeden Morgen anschauen, wenn du aufwachst, Süße.
(hält ein Foto hoch)
Was ist mit dem?

KARIN
Verheiratet.

FIONA
So was kann man doch ändern...

Karin zieht nur eine Augenbraue hoch.

FIONA
Ja, ja, schon gut.
(findet ein Bild von Bernhard)
Schau mal! Der ist doch süß!

Fiona stutzt, sieht sich das Bild genau an, erkennt es.

FIONA (verblüfft)
Das ist doch der Typ von gestern Abend!

KARIN (nickt)
Bernhard von Seeberg. Einer der zwei Seeberg-Brüder. Unverheiratet.

FIONA (vollkommen perplex)
Du kennst ihn? Das gibt's doch nicht. Warum hast du gestern nichts gesagt?

KARIN (winkt uninteressiert ab)
Du hast ihn doch erlebt.

FIONA
Ich fand ihn süß!
(stutzt)
Sag? mal, warum kannte der dich eigentlich nicht? Ihr wohnt doch im selben Dorf.

KARIN
Herr von Seeberg bemerkt Frauen nur dann, wenn sie kurze Röcke tragen, und Pumps mit acht Zentimetern Hacken...

FIONA
Kann ich dir leihen...

KARIN (cont.)
...und außerdem steht er auf Körbchengröße 75F.

FIONA
Silikonimplantate sind gar nicht mehr teuer... Schon gut, war nur ein Witz.

KARIN
Vergiss ihn, O.K.?!

Im Moment sind aus der Küche Stimmen zu hören, zwei junge Männer in Arbeitskleidung sind in die Küche gekommen, es sind Jost und Christoph, durchtrainiert und zum Anbeißen, wie Fiona beeindruckt feststellt. Jost und Christoph bemerken Fiona und Karin nicht.

CHRISTOPH
Ihre Herde ist topp in Form. Ich wette, ihre Kühe geben mehr Milch als andere.

Die beiden gehen zum Kühlschrank. Karin betritt durch den Garteneingang die Küche, wirft die Papierreste in den Mülleimer.

KARIN (begrüßt sie)
Guten Abend.

JOST
Oh, Entschuldigung, wir haben sie gar nicht bemerkt.

CHRISTOPH
Wir wollten uns nur ein Bier nehmen.

KARIN (lächelt)
Klar. Bedient euch.

JOST
Schönen Abend noch.

Die beiden Männer verlassen mit einem Bier in der Hand die Küche. Fiona ist zu Karin in die Küche gekommen, beeindruckt und ein wenig ärgerlich zugleich.

FIONA
Wir zermartern uns hier die Köpfe, und bei dir laufen zwei Prachtexemplare frei herum! Wer sind die beiden?

    KARIN
Meine neuen Praktikanten. Studenten aus Thüringen. Agrarökonomen.

FIONA
Egal. Ich nehm? den Blonden, den anderen kriegst du.

Statt einer Antwort weist Karin aus dem Fenster auf den Hof. POV Karin und Fiona: Jost und Christoph sind dort zu sehen, sie gehen hinüber zum Stall, gerade legt Jost den Arm um Christoph - die beiden sind ein Paar. Fiona ist frustriert.

FIONA
Scheiße.

(...)


22. BAUERNGARTEN - AUSSEN / NACHT

Es ist dunkel geworden.. Der Bauerngarten ist mit Lichtern illuminiert, auf einem Ständer nahe dem Tisch brennt eine große Laterne. Fiona hat drei Bilder ausgewählt: Neben zwei jungen Bauern ist auch das Bild von Bernhard dabei. Gerade klebt sie mit Tesafilm die drei Bilder an die Terrassentür. Ihr Rotweinglas in der Hand, imitiert Fiona gutgelaunt die motivierende Stimme einer Fernsehmoderatorin.

FIONA
Und hier sind sie, die drei Kandidaten, getestet und für gut befunden. Wählen sie aus:
(zeigt immer auf das Bild von Bernhard)
Kandidat eins, Kandidat eins, oder Kandidat eins.

Fiona blickt Karin erwartungsvoll an. Karin lacht, steht auf.

KARIN
Komm', lass uns schlafen gehen. Ich muss morgen früh raus.

Karin stellt ihr Weinglas ab, geht zur Terrassentür. Fiona schaut Karin perplex an.

FIONA
Wieso hörst du denn jetzt auf?

Karin dreht sich zu Fiona um, sieht Fionas erstaunten Gesichtsausdruck. Karin begreift.

KARIN
Sag' bloß, du meinst das ernst...

FIONA
Ja, warum glaubst du, mach' ich das hier?

KARIN
Aber du kannst doch Liebe nicht planen!

FIONA
Was willst du? Einen Traumprinzen mit weißen Rolls Royce, der zu deinem Fenster hochklettert?

Karin verstummt, sie wird ernst, zögert, blickt Fiona an.

KARIN
Ich will jemanden, der mich versteht. Der nicht nur mein Äußeres sieht, sondern auch meine Seele. Jemand, dem ich ganz nahe bin, ohne dass ich nur ein Wort sagen brauche...

Karin verstummt, einen Moment lang ist es still. Dann:

FIONA
Heirate mich!

Die ernste Stimmung, die für einen kurzen Moment im Raum hing, ist mit einem Schlag wie weggewischt, Karin muss lachen, gibt der grinsenden Fiona einen freundschaftlichen Nasenstüber, umarmt sie schließlich. Fiona will sich wieder setzen, schwankt, der Alkohol setzt ihr zu. Karin greift nach ihrem Arm, stützt sie.

KARIN (lächelt)
Du bleibst heut? Nacht besser hier.

Die beiden verlassen den Garten. Dabei, im Fortgehen:

FIONA
Heißt das, du weist meinen Antrag zurück?

KARIN
Ohne rote Rosen läuft bei mir gar nichts...

FIONA (gespielt betrübt)
Da hab' ich die Sache wohl vergurkt...

KARIN
Ganz eindeutig...


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